Kritiker beschreiben sein Spiel als „teuflisch“, schwankend zwischen Paganini und Mephistopheles. Der Spanier Javier Lupiáñez ist jedoch nicht nur ein ausgezeichneter Geiger und künstlerischer Leiter des Ensembles Scaramuccia, das für seine Aufnahme von 1717. Memories of a Journey to Italy für den International Classical Music Award 2019 nominiert wurde, sondern auch ein bedeutender Vivaldi-Forscher. Zum Festival bringt er zwei relativ junge Vivaldi-Entdeckungen mit – die Trio-Sonate G-Dur RV 820 und die Sonate A-Dur RV 205/2, beide stammen aus der sogenannten Pisendel Sammlung, die in Dresden im berühmten Schrank Nr. II aufbewahrt werden. Im Programm wird außerdem die Sonate D-Dur RV 816 dargeboten, entdeckt 2011 von Michael Talbot, deren erster Satz im Stil einer Kadenz zu den kompositorischen Kostbarkeiten Vivaldis kammermusikalischen Schaffens gehört. Eine originelle spanische Interpretation Antonio Vivaldis und ein Programm, in dem jedes Werk eine tschechische Uraufführung ist.
Javier Lupiáñez
Der Geiger, Musikwissenschaftler, Pädagoge und Mitbegründer des Verlags Snakewood Editions Javier Lupiáñez gehört zweifelsohne zu den markantesten Figuren der gegenwärtigen spanischen Alte Musik Szene. Der Absolvent des Königlichen Konservatoriums in Den Haag (Barockvioline) und der Universität in Salamanca (Musikwissenschaft) gründete im Jahr 2009 zunächst das Ensemble Les Esprits Animaux, mit dem er 2016 den ersten Preis beim Internationalen van Wassenaer Wettbewerb gewann und anschließend, 2013 das Ensemble Scaramuccia. Es ist die Suche nach einem einzigartigen Repertoire für das Ensemble Scaramuccia, das hinter seinen Forschungsaktivitäten und seinem Interesse an den Dresdner Hinterlassenschaften Johann Georg Pisendels aus dem sogenannten Schrank Nr. II steht, und deren Ergebnis die Entdeckung der zwei Sonaten Vivaldis, RV 820 und RV 205/2, sind. Javier Lupiáñez brennt jedoch nicht nur für die musikwissenschaftliche Forschung, auch ist er ein ausgezeichneter Barockviolinist, seine Kritiker beschreiben ihn als Geiger mit einer „warmen, expressiven Gesanglichkeit, gespielt mit einer beispiellosen Virtuosität “ (Early Music Review). Als Solist oder auch Konzertmeister arbeitete er mit der Europäischen Barockakademie in Amronay, dem Concerto Royal Köln und der italienischen Academia Montis Regalis zusammen. Er reiste praktisch durch ganz Europa, konzertierte in Japan und den USA. Er leitete Meisterkurse in Österreich (Mozarteum Salzburg), Italien (Barockmusik-Konferenz in Cremona), den Niederlanden (Musica Antica Festival) und in der Ukraine (Haliciana Schola Cantorum in Lviv). Lupiáñez ist von Vivaldi, so scheint es, völlig eingenommen. Er publizierte etliche Artikel im renommierten Jahrbuch Studi Vivaldiani und aktuell schreibt er seine Doktorarbeit zum Thema „Die vergessene Kunst der Improvisation und Antonio Vivaldi“ an der Universität Guanajuato. Er spielt auf einem holländischen Instrument aus der Werkstatt Gijsbert Verbeeks von 1682, einer freundlichen Leihgabe der Sammlung Dutch Musical Instruments Foundation. Mehr anzeigen
Ensemble Scaramuccia
Ehrlichkeit in Kombination mit einem intellektuellen Zugang, so lässt sich die musikalische Sprache des Ensembles Scaramuccia charakterisieren, das 2013 vom Geiger Javier Lupiáñez gegründet wurde. Ihr Debüt gab die Gruppe gleich direkt beim berühmten Musica Antiqua Festival in Brügge und Utrecht. Seitdem haben sie vor allem auf Konzertpodien in Belgien, Holland, Spanien, Italien und Großbritannien eine starke Position inne. Neben dem Geiger Javier Lupiáñez setzt sich die Gruppe aus der Cellistin und Gambistin Inés Salinas sowie der Cembalistin Partícia Vintém zusammen. Im Jahr 2018 erweckte das Ensemble internationales Aufsehen durch eine eigenproduzierte Aufnahme mit dem Namen 1717. Memories of a Journey to Italy, für die sie für den International Classical Music Award 2019 nominiert wurden. “Eine faszinierende CD, die von der außergewöhnlichen technischen Reife der Spieler und ihrem beispiellosen Gespür für Zusammenspiel zeugt,” schrieb über das Album Brian Robins in Early Music Review. Im Dezember 2020 gab das Ensemble Scaramuccia sein bisher letztes Album Pisendel. Neue Sonaten heraus, erneut beim eigenen Label Snakewood Editions, darauf verwertet Lupiáñez seine Entdeckungen aus der Dresdner Pisendel Sammlung.