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Das Interview mít Václav Luks
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Laetatus sum RV 607
Laudate pueri RV 600
I. Laudate pueri
II. Sit nomen Domini
III. A solis ortu usque ad occasum
IV. Excelsus super omnes gentes
V. Quis sicut Dominus
VI. Suscitans a terra inopem
VII. Ut collocet eum
VIII. Gloria Patri
IX. Laudate pueri – Sicut erat in principio
X. Amen
Solo: Tereza Zimková, Sopran
Ivan Iliev, Violine
– Pause –
Johann Melchior Pichler (1695–1776)
Concertino G-Dur (neuzeitliche Welturaufführung)
I. Vivace
II. Adagio
III. Allegro
IV. Menuetto I, II
Solo: Katharina Andres, Oboe
Antonio Vivaldi
Dixit Dominus RV 595
I. Dixit Dominus, Domino meo
II. Donec ponam inimicos tuos
III. Virgam virtutis tuae
IV. Tecum principium
V. Juravit Dominus
VI. Dominus a dextris tuis
VII. Judicabit in nationibus
VIII. De torrente in via bibet
IX. Gloria Patri
X. Sicut erat in principio
XI. Et in saecula saeculorum
Helena Hozová, Sopran
Kamila Zbořilová, Sopran
Aneta Petrasová, Alt
Tomáš Lajtkep, Tenor
Michal Dembinski, Bass
Collegium 1704
Collegium Vocale 1704
Václav Luks, Dirigent
Das Prager Barockorchester Collegium 1704 und das Vokalensemble Collegium Vocale 1704 wurden von dem Cembalisten und Dirigenten Václav Luks anlässlich des Projektes Bach – Praha – 2005 gegründet. Im Jahre 2008 wurde die Musikbrücke Prag – Dresden eröffnet, die an die reiche kulturelle Tradition beider Städte anknüpft. Die Zusammenarbeit mit den weltberühmten Solisten Magdalena Kožená, Vivica Genaux, Bejun Mehta und anderen ging im Jahre 2012 fließend in den zweiten Konzertzyklus des Collegiums 1704 im Rudolfinum über. Seit dem Herbst 2015 werden beide Zyklen zu einer Konzertsaison zusammengefasst, die auch weiterhin parallel in Prag und Dresden stattfindet.
In den Opernproduktionen knüpfte das Collegium 1704 an die internationalen Erfolge der Inszenierung von Händels Rinaldo mit der Aufführung der Oper L’Olimpiade von Josef Mysliveček an, die für die International Opera Award nominiert wurde, und der Oper Arsilda, regina di Ponto von Antonio Vivaldi in einer neuzeitlichen Welturaufführung. Kürzliche Einladungen des Collegiums 1704 umfassen bedeutende Veranstalter und Podien wie die Salzburger Festspiele, die Berliner Philharmonie, Wigmore Hall in London, Theater an der Wien, Lucerne Festival, BOZAR (Palais des Beaux-Arts) in Brüssel, das Warschauer Chopin-Festival, die Elbphilharmonie in Hamburg, Zaryadye in Moskau, Residenzen in der Opera Royal in Versailles oder auf den Festivals Oude Muziek in Utrecht und dem Bachfest in Leipzig. Im Mai 2021 eröffnete das Collegium 1704 unter der Leitung von Václav Luks das internationale Musikfestival Prager Frühling mit der Aufführung von Smetanas Zyklus symphonischer Dichtungen Meine Heimat.
Im Jahre 2014 arbeitete das Collegium 1704 unter der Leitung von Václav Luks mit Bejun Mehta zusammen an einer DVD mit Glucks Oper Orfeo ed Euridice in der Regie von Ondřej Havelka und an der Aufnahme einer Dokumentation der BBC 2 Mozart in Prag mit Rolando Villazón. Das Ensemble ist beteiligt an dem historischen Monumentalfilm Il Boemo in der Regie von Petr Václav über das Leben von Josef Mysliveček.
Die Aufnahmen des Collegiums 1704 erfreuen sich der Gunst des Publikums und der Musikkritiker (wiederholte Auszeichnungen des Diapason d’Or, CD des Monats & Editor’s Choice oder Nominierungen für die CD des Jahres des Gramophone Magazine). Zu den erfolgreichen CDs gehören Aufnahmen der Violinkonzerte von Josef Mysliveček, Bachs h-Moll Messe, Zelenkas Sonaten oder seine Missa Divi Xaverii als Weltpremiere. Die bedeutendsten Aktivitäten der letzten Jahre sind die erste komplette tschechische Aufnahme von Händels Messias aus dem Jahre 2019 und die Dreifach-Cd mit der Oper Les Boréades von J.-Ph. Rameau, die die Auszeichnung Trophées 2020 als beste Operneinspielung des Jahres gewann.
Und warum ist Collegium nach dem Jahr 1704 benannt?
Das Collegium fühlt sich dem Komponisten Jan Dismas Zelenka besonders verpflichtet, der mit der großartigen Aufführung des Jesuitenspiels Via Laureata die Bühne der europäischen Musikszene des 18. Jahrhunderts betrat. Und dies geschah unter Beteiligung von Musikern aus dem ganzen Lande in der Prager St.-Nicolas-Kirche im August des Jahres 1704.
Václav Luks ist der Gründer und Leiter des Prager Barockorchesters Collegium 1704 und des Vokalensembles Collegium Vocale 1704. Er studierte am Konservatorium in Pilsen und der Akademie der musischen Künste in Prag. Seine Studien vollendete er mit dem spezialisierten Studium alter Musik an der Schweizer Schola Cantorum Basiliensis in der Klasse von Jörg-Andreas Bötticher und Jesper Christensen (Fach Historische Tasteninstrumente und Historische Aufführungspraxis). Während des Studiums in Basel und in den folgenden Jahren konzertierte er als Solo-Hornist der Akademie für Alte Musik Berlin in ganz Europa und Übersee.
Nach der Rückkehr aus dem Ausland im Jahre 2005 wandelte er das Kammerensemble Collegium 1704, das er schon während des Studiums gegründet hatte, in ein Barockorchester um und gründete das Vokalensemble Collegium Vocale 1704. Unmittelbarer Impuls für deren Entstehung war das Projekt Bach – Praha – 2005, das Václav Luks selbst initiiert hatte. Unter seiner Leitung gastieren die Ensembles auf berühmten Festivals und spielen in bedeutenden Konzertsälen. Ihre Einspielungen hatten nicht nur ein großes Echo beim Publikum, sondern erhielten auch zahlreiche Kritikerpreise (Diapason d’Or, Preis der deutschen Schallplattenkritik, Coup de coeur TV Mezzo und weitere).
Außer der intensiven Arbeit mit dem Collegium 1704 arbeitet Václav Luks auch mit weiteren anerkannten Ensembles wie der Camerata Salzburg, der Akademie für Alte Musik Berlin, La Cetra Barockorchester Basel oder dem Dresdner Kammerchor zusammen.
Zu den kürzlichen Projekten gehören die Aufführung von Purcells Oper Dido and Aeneas mit dem Ensemble Pygmalion auf dem Festival d’Aix-en-Provence oder das Programm mit Werken polnischer Komponisten mit dem Ensemble Orkiestra Historyczna. Bei einem Benefizkonzert für die Erneuerung von Notre Dame dirigierte Václav Luks das Orchestre nationale de France.
Bei Oper- und Theateraufführungen arbeitete Václav Luks mit Regisseuren wie David Radok, Ondřej Havelka, Louise Moaty, J. A. Pitínský, Willi Decker oder Ursel Herrmann zusammen. Das Collegium 1704 nahm unter seiner Leitung die Musik zum Dokument von Petr Václav Beichte eines Vergessenen und zu seinem in Vorbereitung befindlichen Großfilm Il Boemo über das Leben von Josef Mysliveček auf.
Václav Luks arbeitet mit verschiedenen Rundfunkstationen zusammen, z.B. Deutschlandradio Berlin, Schweizer Radio DRS, Österreichischer Rundfunk ÖRF oder Radio France, und mit Musikverlagen wie Supraphon, Pan Classics, Zig-Zag Territories, Arta und Accent.
„Vivaldis Musik ist zugänglich, dankbar und vielseitig, sodass jeder darin sein Lieblingsrepertoire finden kann. Was unsere tschechische Interpretation seiner Musik angeht, so würde ich sagen, dass wir uns in einer sehr ähnlichen Situation befinden wie sie auch damals in tschechischen Ländern in der Barockzeit vorherrschte, das heißt an einer Kreuzung der Stile. Er war bei uns damals eindeutig das markanteste italienische Element. Auch aus diesem Grund dürfte die Interpretation von Vivaldis Musik durch das Ensemble Collegium 1704 einer temperamentvollen Reise durch Italien am nächsten kommen.“ (Václav Luks)
Gibt es einen imposanteren Start in das LVHF 2021 als mit geistlicher Musik Antonio Vivaldis für Solisten, Chor und Orchester im Herkulessaal des Gartenpalais Liechtenstein? Alle drei Kompositionen Vivaldis – Laetatus sum RV 607, Laudate pueri RV 600 und Dixit Dominus RV 595 – wurden höchstwahrscheinlich für das Ospedale della Pietà komponiert, nur ist heute nicht mehr klar, unter welchen Umständen sie aufgeführt wurden. „Der kurze Einführungspsalm Laetatus sum ist ein Beispiel dafür, wie man mit minimalen Mitteln maximale Wirkung erzielen kann“, stellt Václav Luks, künstlerischer Leiter des Ensembles Collegium 1704, das erste Stück des Programms vor. Wenn wir über die geistliche Musik des Barock sprechen, ist es gut zu erwähnen, dass diese künstlerische Epoche älteren Versionen von vertonten Messtexten nicht viel Aufmerksamkeit schenkte. Viel häufiger geschah es, dass Komponisten für einen Auftrag völlig neue Musik für denselben Text schufen. Dies ist auch bei der Laudate pueri RV 600 der Fall. „Gerade diesen Text hat Vivaldi vielleicht fünf Mal vertont: Für Solo-Sopran mit Orchester und Blasinstrumenten, Solo-Sopran mit Orchester ohne Blasinstrumente (diese Version wird im Konzert erklingen), und dann gibt es noch, ich schätze drei Versionen mit Chor, eine davon sogar mit zwei Chören. Ein typisches Beispiel dafür, wie derselbe Text auf viele verschiedene Arten verarbeitet wurde“, sagt Václav Luks. Das gleiche Prinzip findet sich in Dixit Dominus RV 595. Es wurde lange angenommen, dass nur eine, heute in Turin aufbewahrte, Vivaldi-Adaption dieses Psalms existiert. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde jedoch in Böhmen noch eine weitere Bearbeitung entdeckt, die heute in der weltweit einzigen Kopie der Partitur im Archiv des Ordens der Roten Sternkreuzritter in Prag aufbewahrt wird. „Die Kreuzherren-Kirche St. Franziskus von Assisi war ein wichtiges Zentrum für die Pflege der italienischen Musik in Böhmen. Gerade diese „italienische“ Tradition hat unserem Verständnis von Mozart und dem Aufkommen der Wiener Klassik den Weg geebnet“, meint Václav Luks. Für seine zweite Vertonung des Dixit Dominus entlieh sich Vivaldi unter anderem die Musik seines venezianischen Kollegen Antonio Lotti (1667–1740). Das abschließende Gloria Patris ist ein musikalisch absolut wörtlich genommener, umgetexteter Teil von Lottis Messe. In die geistliche Welt Antonio Vivaldis tritt im Laufe des Abends auch der österreichische Komponist Johann Melchior Pichler (1695–1776) ein, der wie Vivaldi bei Josef Johann Adam von Liechtenstein (1690–1732) Maestro di cappella war. „Über Pichler ist nicht viel bekannt, nicht einmal über sein Concertino in G-Dur. Seine Musiksprache ähnelt der italienischer Komponisten der Wende zwischen Barock und Klassizismus. In unserem Gebiet ist fast nichts von seinem Werk erhalten geblieben, aber einige seiner Konzerte und Symphonien finden sich in französischen Quellen, aus denen auch ich schöpfte. Der Weg, auf dem Pichler nach Frankreich gekommen ist, ist mir nicht bekannt und ich gehe davon aus, dass wir es nie erfahren werden. Seine Kompositionen sind in der Sammlung verschiedener, meist italienischer Komponisten erhalten geblieben, und ich glaube, dass jemand diesen Band einfach aus reinem Sammlerinteresse erworben hat, ohne damit zu rechnen, dass diese Musik jemals in Frankreich gespielt werden würde“, sagt Václav Luks. Pichlers Concertino G-Dur wird in Wien in seiner neuzeitlichen Uraufführung erklingen.