Ein charmantes Kammerkonzert, das einem nachmittägliche Lustspiele in Adelsresidenzen des 18. Jahrhunderts in den Sinn ruft, mit einer fast schon „environmentalen” Dramaturgie, stellt die kammermusikalische Version von Vivaldis berühmten KonzertenRV 428 “Del gardellino” (Stieglitz), RV 439 “La notte” (die Nacht), RV 570 “La tempesta di mare” (Meeressturm) und RV 269 “La primavera” (Der Frühling) aus dem berühmten Zyklus Die vier Jahreszeiten, gewidmet dem tschechischen Fürsten, Graf Václav von Morzin, vor. Der „kammermusikalische“ Antonio Vivaldi, inspiriert von der deutschen kammermusikalischen, in der Darbietung des tschechischen Ensembles Concerto Aventino, dessen Domäne die Entdeckung weniger bekannter Gesichter europäischer Musik vom Ende der Renaissance bis zur Abenddämmerung des Barock ist.
Concerto Aventino
Concerto Aventino wurde 2009 vom Flötisten und Musikologen Jakub Kydlíček gegründet. Vorrangiges Interesse des Ensembles gehört europäische Musik des 16.-18. Jahrhunderts und seine Vorliebe für thematische Dramaturgien aus weniger bekannten, jedoch hochwertigen Kompositionen dieser Epoche. So entstanden interessante Programme wie Concerti de Napoli (italienisches Repertoire um 1700), das Projekt Explorationen-Traditionen, wobei das Ensemble gemeinsam mit dem Leipziger Michaelis Consort Alte Musik und Film miteinander verknüpft hat, kollektive Aufführungen von Werken Jean-Féry Rebels, Georg Muffats und Francesco Onofrio Manfredinis oder das Programm Sacra et concentus, das sich mit flämischer Polyphonie des 15. und 16. Jahrhunderts beschäftigt. Das Ensemble engagiert sich auch im Operngenre, für das Festival Smetanova Litomyšl studierte es Händels Oper Aci, Galatea e Polifemo und Paris und Helena Christoph Willibald Glucks ein. Es führte außerdem die tschechische Premiere von Les amours de Ragonde von Jean-Joseph Mouret auf. Seine außergewöhnliche Leistung war das Herausbringen der eigenen Edition und deren anschließende Aufführung des Kodex Speciálník, oder auch Speciálníku královéhradeckého, einer tschechischen handschriftlichen Schlüsselquelle der frühen Renaissancepolyphonie vom Ende des 15. Jahrhunderts. Auch was das Schaffen Antonio Vivaldis angeht, sucht sich das Ensemble eher weniger frequentierte Werke heraus. Zu ihren bisher größten Vivaldi Projekten gehört die Aufführung seiner Motetten.
Jakub Kydlíček lässt sich als ein Musiker mit sehr breitem Spektrum charakterisieren, der sich stark für die Musik des 14.-18. Jahrhunderts interessiert. Er studierte Blockflöte und Dirigat am Konservatorium Pilsen und zuletzt an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis in der Schweiz, wo er sich im Rahmen seines postgradualen Studiums auf die Interpretation von Musik des späten Mittelalters und der frühen Renaissance spezialisierte. Im Rahmen einer Reihe von Meisterkursen bildete er sich zudem in den Bereichen Dirigat und historische Improvisation weiter und promovierte dazu noch im Fach Historie an der Philosophischen Fakultät der Westtschechischen Universität Pilsen, ausgerichtet auf Nahoststudien und die arabische Sprache mit Studienaufenthalten an der Universität Damaskus in Syrien und dem Institute Bourguiba in Tunesien. Auf dem Feld der Alten Musik arbeitet er mit bekannten tschechischen Gruppen wie dem Collegium 1704, dem Collegium Marianum, dem Czech Ensemble Baroque und der Schola Gregoriana Pragensis zusammen, mit denen er sich auf renommierten Konzertpodien (Semperoper in Dresden, Grand Théâtre de Luxembourg) und auf internationalen Festivals (Prager Frühling, Salzburger Festspiele) präsentierte. Im Jahr 2009 formierte er sein eigenes Ensemble Concerto Aventino und ist außerdem Gründungsmitglied des Blockflötentrios Tre Fontane. Neben seiner Konzerttätigkeit leitet er die Blockflötenklasse und das Barockorchester am Prager Konservatorium, seit 2018 unterrichtet er Blockflöte an der Masaryk Universität Brünn.