Das Palais Liechtenstein ist ein ursprünglich aus fünf Häusern bestehender Komplex am Malostranské náměstí Nr. 258/13 auf der Prager Kleinseite. Die Fassade des Gebäudes stammt aus der Rekonstruktion nach 1791, vermutlich entworfen von Matěj Hummel. Heute beherbergt das Palais die Fakultät für Musik und Tanz der Akademie der musischen Künste in Prag.
Das Palais wurde nach der gleichnamigen Familie benannt, aus der der böhmische königliche Vizekönig Karel I. von Liechtenstein stammte, der in den Jahren 1622-1623 die einzelnen Häuser am Malostranské náměstí miteinander verband und mit dem großen Umbau zu ihrer Zusammenführung begann. 1638 kaufte Karels Sohn Karel Eusebius noch das Eckhaus zum Palais-Komplex hinzu. Anschließend wurde das Palais in den Jahren 1742-1790 an das 1. Landespostamt verpachtet.
Anlässlich der Krönung Leopolds II. zum böhmischen König ließ der damalige Fürst Alois I. das heutige früh-neoklassizistische und monumentale symmetrische zweistöckige Portal und die Fassade der Palais-Architektur gestalten. Der Entwurf dazu soll von Matěj Hummel stammen.
Alois‘ Bruder, Fürst Johann I. Joseph, beschloss im November 1808 aus nicht näher bekannten Gründen, das Palais für 125.000 Goldscheine an Augustus, Graf von Ledebour-Wicheln, zu verkaufen. Da es sich um ein Treuhandvermögen handelte, wurde die Eintragung des neuen Besitzers erst 1825 gültig. Der offenkundig bekannteste Pächter war Josef Dobrovský, der das Palais in den Jahren 1811-1826 bewohnte.
Unter Graf Ledebour-Wicheln wurde der Eckteil des Palais‘ vom Architekten und Baumeister Kašpar Předák umgebaut. Anscheinend entstand damals die spät-neoklassizistische Innenausstattung des großen Saals im hinteren Hofflügel. Im Jahr 1848 beherbergte das Schloss die Generaldirektion des Fürsten Alfred Windischgrätz und ab 1850, als das Gebäude vom Staat erworben wurde, die Militärverwaltung. Die Armee war hier weitere mehr als hundert Jahre stationiert. Erst nach 1960 wurde das Palais zum Sitz des Politischen Kollegiums des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Tschechischen Republik. Die letzte umfangreiche Umgestaltung des Palaiskomplexes erfolgte in den Jahren 1990-1991, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Musikfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag nach der Projektion des Architekturbüros Pavel Kupka. Der luxuriöseste Raum im ersten Stock ist der große Konzertsaal, der heute den Namen von Bohuslav Martinů trägt.
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